Das Konsens-Rad: Ein Werkzeug für Einvernehmen und respektvolle Beziehungen

20. März 2023
Ingo
Werte | Wissen

Das Konsens-Rad, auch bekannt als „Wheel of Consent“ oder „Rad des Einvernehmens“, ist ein Modell, das von Betty Martin entwickelt wurde. Es dient als Werkzeug, um das Konzept des Einvernehmens und der Grenzsetzung in menschlichen Beziehungen zu erklären.

Der Kern des Konsens-Rads besteht aus vier Quadranten, die verschiedene Aspekte von Berührung und Einvernehmen repräsentieren. Diese Quadranten sind:

  1. Geben: In diesem Quadranten geht es darum, dass eine Person aktiv und bewusst gibt. Sie bestimmt, wie und wo sie den anderen berührt und welche Handlungen sie ausführt. Die Person, die gibt, übt Kontrolle über die Handlung aus.
  2. Nehmen: Hier geht es um das Empfangen von Berührung und Handlungen. Die Person, die empfängt, entscheidet, was sie zulässt und was nicht. Sie hat die Kontrolle darüber, wie sie berührt wird und welche Handlungen sie akzeptiert.
  3. Erlauben: Dieser Quadrant bezieht sich auf die Zustimmung zu dem, was die andere Person gibt. Es geht darum, dass man sich erlaubt, das Geschenk der Berührung oder Handlung anzunehmen, ohne etwas dafür zu tun. Erlauben beinhaltet die bewusste Entscheidung, das, was einem gegeben wird, zu akzeptieren.
  4. Anfragen: Im Anfragen-Quadranten geht es darum, was wir wollen und wie wir es kommunizieren. Es geht darum, klar und offen zu sein, wenn wir bestimmte Berührungen oder Handlungen wünschen. Hier können wir unsere Grenzen und Präferenzen ausdrücken.

Das Konsens-Rad betont Kommunikation, Klarheit und Einvernehmen in intimen Beziehungen. Es schafft eine Atmosphäre des Vertrauens und respektvollen Miteinanders, indem es uns ermöglicht, unsere eigenen Bedürfnisse auszudrücken und die Grenzen anderer zu respektieren. Durch die Anwendung des Konsens-Rads können wir Missverständnisse reduzieren und eine größere Klarheit über unsere Präferenzen erlangen.

Offene und ehrliche Kommunikation ist entscheidend, um das Konsens-Rad zu nutzen. Es ermutigt uns, unsere Wünsche und Grenzen klar auszudrücken und auf die Bedürfnisse unserer Partner einzugehen. Das Konsens-Rad ermöglicht es uns auch, unsere Komfortzonen zu erweitern und neue Erfahrungen in einem sicheren Rahmen zu machen.

Es ist wichtig zu betonen, dass das Konsens-Rad respektvolle Beziehungen fördert und keine Ausnutzung oder Missachtung von Grenzen erlaubt. Es ist ein Werkzeug, um positive Verbindungen aufzubauen, immer in Verbindung mit Achtung für die Einwilligung und das Wohl aller Beteiligten.

Das Konsens-Rad bietet uns eine strukturierte Methode, um Einvernehmen und Grenzsetzung in unseren Beziehungen zu praktizieren. Es fordert uns auf, uns mit unseren eigenen Bedürfnissen auseinanderzusetzen und die Bedürfnisse anderer zu respektieren. Durch kontinuierliche Beschäftigung mit dem Konsens-Rad können wir unsere Fähigkeiten im Bereich des Einvernehmens und der Grenzsetzung entwickeln und unsere Beziehungen auf eine tiefere und erfüllendere Ebene bringen.

Als wertvolle Ressource für gesunde und respektvolle Beziehungen lädt uns das Konsens-Rad dazu ein, uns bewusst mit Einvernehmen und Grenzsetzung zu beschäftigen. Indem wir es als Leitfaden verwenden, können wir Beziehungen schaffen, die von gegenseitigem Respekt, Verständnis und Freude geprägt sind.

Autor*in

Ingo

Ingo (er/ihm) ist der Initiator der 6+ Community in Stuttgart. In Berlin erlebte er sexpositive Räume, in denen selbstbewusste, selbstwirksame und raumbewusste Personen lebten, die die Vielfalt der Menschen vollständig akzeptierten. Diese Räume zeichneten sich dadurch aus, dass das Setzen von Grenzen und das Akzeptieren eines "Nein" mit Leichtigkeit und in einer Atmosphäre der Unbeschwertheit geschah. Diese Basis schuf eine spürbare Sicherheit für alle Beteiligten. Diese Sicherheit ermöglichte es, dass aus den übereinstimmenden Bedürfnissen und Wünschen von zwei oder mehr Personen Situationen entstanden, die die schönsten zwischenmenschlichen Aktivitäten beinhalteten. Diese Aktivitäten konnten die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Menschen stillen und trugen zu einer glücklichen, entspannenden Atmosphäre bei, die zum Reflektieren, Ausprobieren neuer Dinge, voneinander Lernen und einfach nur Sein einlud. Aus dieser Erfahrung und unter Beibehaltung der Leichtigkeit und des sicheren Raumes speist sich seine Vision für die sexpositive Community. Diese soll eine bunte Vielfalt von Menschen beherbergen, die aus ihren unterschiedlichen Lebensrealitäten voneinander lernen. So soll eine Community entstehen, in der verschiedene Kinks, Vorlieben, Identitäten und Gruppierungen nebeneinander existieren und Schnittmengen bilden können. Diese Einheit soll auf dem geteilten Menschenbild der feministischen Sexpositivität basieren.

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