Wie ein Exploratorium abläuft

20. Juli 2023
Ingo
Persönliche Geschichten

Ein Blick hinter die Kulissen: So verläuft ein Exploratorium bei der Sexpositiven Community Stuttgart

Du hast von der Sexpositiven Community Stuttgart gehört und bist neugierig, wie ein Exploratorium bei uns abläuft? In diesem Blogbeitrag möchten wir dir einen Einblick geben und den Ablauf eines typischen Treffens vorstellen.

Ankunft und Raumregeln

Unser monatliches Exploratorium beginnt um 16:00 Uhr. Sobald alle Teilnehmer*innen eingetroffen sind, schließen wir den Raum, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Die Sicherheit und Privatsphäre aller steht bei uns an erster Stelle.

Erläuterung der Saferspace-Regeln

Bevor wir mit den Diskussionen und Gesprächen starten, erläutern wir die Saferspace-Regeln. Diese Regeln sollen gewährleisten, dass sich alle Teilnehmer*innen respektiert, akzeptiert und sicher fühlen. Ein wichtiger Grundsatz ist, dass alles, was im Raum besprochen wird, auch im Raum bleibt. Vertraulichkeit ist für uns von großer Bedeutung.

Vorstellungsrunde und Gesprächsregeln

Wir starten mit einer kurzen Vorstellungsrunde, in der sich alle Teilnehmer:innen namentlich¹ vorstellen können. Danach akzeptieren wir gemeinsam die Gesprächsregeln. Diese umfassen das aktive Zuhören, das Lassen ausreden und das Respektieren unterschiedlicher Meinungen.

Sammeln von Themenvorschlägen

Anschließend sammeln wir Themenvorschläge und Fragen aus der Gruppe. Jede*r ist herzlich eingeladen, Themen einzubringen, die ihm oder ihr am Herzen liegen. Die Vielfalt der Themen macht unsere Treffen besonders interessant und abwechslungsreich.

Abstimmung der Themenreihenfolge

Mit den gesammelten Themenvorschlägen stimmen wir gemeinsam über die Reihenfolge ab. Hierbei nutzen wir Handzeichen, um eine schnelle und unkomplizierte Entscheidung zu treffen.

Die Diskussion beginnt

Sobald die Reihenfolge festgelegt ist, starten wir mit der Diskussion der einzelnen Themen. Sollte deine Frage an der Reihe sein, erläuterst du kurz den Hintergrund und deine Motivation hinter der Frage. Anschließend haben alle Teilnehmer:innen die Möglichkeit, aus eigenen Erfahrungen und Perspektiven heraus zu antworten.

Saferspace-Regeln in der Diskussion

Auch während der Diskussion gelten die Saferspace-Regeln weiterhin.

Das wichtigste vorneweg! Egal was in diesem Raum gesagt wird, es bleibt in diesem Raum. Falls du Erkenntnisse, die du für dich gewonnen hast, außerhalb der Gruppe teilen möchtest, kannst du das tun, indem du weder Name noch Geschlecht oder Körpergröße oder sonstige Personen beschreibende Worte verwendest.

Wir kommunizieren gewaltfrei und achten darauf, nur von uns selbst zu sprechen. Bewertungen oder Verurteilungen von anderen sind nicht gestattet. Stattdessen respektieren wir die individuellen Erfahrungen und Sichtweisen aller Teilnehmer*innen.

Die Teilnehmer*innen führen selbst die Organisation der Reihenfolge durch. Melde dich dazu mit einer erhobenen Hand und zeige mit einer Fingeranzahl an, wie viele Rednerinnen vor dir an der Reihe sind – also deine Redner*innenposition. Dies stellt gleichzeitig eine Achtsamkeitsübung und Schulung des Raumverständnisses dar.

Da die SexPositive Welt sehr viele unterschiedliche Fetische und Subkulturen umfasst, die jeweils ihre eigenen Vokabeln besitzen, kannst du dich jederzeit außerhalb der Redner*innen-Liste mit einem Zeigefinger-und-Daumen-Symbol (L für „Language“) melden. So können wir sofort die entsprechende Vokabel klären.

Wir hoffen, dass dieser Einblick dir einen Eindruck verschafft hat, wie ein Exploratorium bei der Sexpositiven Community Stuttgart abläuft. Bei uns stehen Offenheit, Respekt und ein wertschätzender Umgang miteinander im Vordergrund. Wenn du Interesse hast, freuen wir uns darauf, dich bei unserem nächsten Treffen willkommen zu heißen!

¹ dein Namen oder wie du genannt werden möchtest.

Wir verwenden das Gendersternchen * als inklusives Schreibkonvention, um verschiedene Geschlechteridentitäten, einschließlich nicht-binärer und geschlechtsneutraler Identitäten, anzuerkennen und einzuschließen.

Newsletter und Events per Mail

Maximal 4 Mails im Monat – etwa eine pro Woche, versprochen!

Autor*in

Ingo

Ich bin Ingo (er/ihm) und Initiator der 6+ Community in Stuttgart. Die Idee dazu entstand aus meinen eigenen Erfahrungen: In Berlin habe ich sexpositive Räume kennengelernt, in denen Menschen auf selbstbewusste, raumbewusste und respektvolle Weise miteinander umgingen. Besonders beeindruckt hat mich, wie leicht und selbstverständlich dort Grenzen kommuniziert und akzeptiert wurden – ein „Nein“ war kein Bruch, sondern Teil eines ehrlichen, achtsamen Miteinanders. Diese Atmosphäre war für mich gleichzeitig leicht, verbindend und sicher. Was ich hier teile, hat keinen wissenschaftlichen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Ich schreibe aus meinem Erleben, nicht mit dem Anspruch, alle Perspektiven oder systematischen Zusammenhänge vollständig durchdrungen zu haben. Mir ist bewusst, dass persönliche Erfahrungen nicht gleichzusetzen sind mit statistischer Evidenz oder universellen Wahrheiten – und trotzdem sind sie echt. Auch dann, wenn sie scheinbar im Widerspruch zu wissenschaftlichen Aussagen stehen. Meine Legasthenie ist ein Teil meiner Lebensrealität. In einer Welt, die stark auf Lesen und Schreiben baut, war das oft eine Herausforderung. Mit der Zeit habe ich jedoch gelernt, dies nicht als Makel zu sehen, sondern als Einladung, eigene Wege zu finden. Heute nutze ich Tools wie ChatGPT, um meinen Gedanken Ausdruck zu geben. Das ist für mich keine Schwäche, sondern ein Beispiel dafür, wie wir mit Kreativität und Offenheit aus unseren Bedingungen das Beste machen können. Und genau darin steckt für mich eine wichtige Verbindung: Wir alle haben Stärken und Schwächen. Diese bei uns selbst wie auch bei anderen anzuerkennen, ist ein zentraler Teil sexpositiver Kultur. Unterschiedlichkeit ist kein Mangel, sondern ein Schatz, den wir erst noch zu heben lernen. Achtsamkeit, Awareness und Diversität sind dabei keine Randthemen, sondern Grundlage dafür, Räume zu schaffen, in denen Menschen sich zeigen dürfen, wie sie sind. Meine Vision für die sexpositive Community ist deshalb kein fertiges Konzept, sondern ein lebendiger Prozess. Inspiriert von einem feministischen, menschenfreundlichen Verständnis von Sexualität – bewusst, einvernehmlich, reflektiert. Für mich bedeutet das nicht nur Freiheit, sondern auch Verantwortung: für sich selbst, füreinander und für die Räume, die wir gemeinsam gestalten.

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