Ein Schritt vorwärts, zwei zurück! Doch dann irgendwann drei schritte nach vorne! Die Learnings!
Nach dem erlebnisreichen Tag mit meinem Kunden und den verwirrenden Gedanken über meine Erfahrung im Swingerclub wusste ich tief in meinem Inneren, dass dies noch nicht das Ende der wahren Geschichte war. Es würde noch viele weitere Lektionen geben, und ich würde noch häufiger gegen dieselbe Wand laufen – eine Wand aus Unsicherheiten, Ängsten und unerfüllten Bedürfnissen.
Das erste wichtige Learning, dass ich aus dieser Erfahrung zog, war, meine Bedürfnisse zu äußern. „Wo kommst du her“ und „Warum bist du hier?“ Stelle ich mir heute auch noch! Jedoch bevor ich in einen Swingerclub oder andere ähnliche Situation gehe. Anders ausgesprochen bedeutet das: „Wie fühlst du dich gerade wenn du ganz ehrlich zu dir selbst bist?“ und „Welche Bedürfnisse, Wünsche Ziele hast du?“ Sind die mit der ersten Frage heute kompatibel? Das lernte ich zu teilen.
Anfangs schüchtern, aber mit der Zeit immer selbstverständlicher. Ich lernte, dass es nicht immer einfach war, das zu bekommen, was ich wollte. Manche Menschen waren perplex über so viel Offenheit, andere wiederum überfordert und wieder andere sagten schlicht: Ja verstehe ich, ist gerade bei mir nicht dran! Doch zwischendurch traf ich Menschen, die genau das Gleiche wie ich wollten und dankbar waren, dass ich es ausgesprochen hatte.
Im Rückblick erscheint mir diese Erkenntnis so logisch. Die Menschen im Swingerclub wollten nicht meine oberflächlichen Geschichten hören, sondern wissen, wie ich mich gerade fühlte und was meine Wünsche und Bedürfnisse waren. Sie wollten eine Verbindung zu mir herstellen und sich mit mir auf einer tieferen Ebene austauschen können. Und wenn ich ihnen diese Möglichkeit gab, konnten sie sagen: “Danke, das geht mir genauso!”
Das zweite wichtige Learning war, dass es beim Besuch eines Swingerclubs nicht um das Essen, die Menschen oder äußere Reize ging. Es war eine Reise zu mir selbst, eine Art Meditation. Ich beobachtete meine Gefühle, Bedürfnisse, Ängste und Glaubenssätze und arbeitete daran, sie besser zu verstehen und anzunehmen. Es war eine Selbstreflexion, bei der ich auch mir die Geschichten anderer Menschen anhörte, um ihre Perspektiven zu verstehen und meine eigene innere Entwicklung in Richtung Selbst-Akzeptanz aber auch Akzeptanz anderer Sexualitäten, Wünsche und Bedürfnisse voranzutreiben.
Während dieser und folgender Reisen war es für mich wichtig, immer auf drei Dinge zu achten:
Erstens auf mich selbst und meine Grenzen. Ich musste erkennen, welche Glaubenssätze noch zu schwer wogen, welche Ängste zu groß waren und welche Situationen noch zu aufregend erschienen. In diesen Situationen ein klares Nein Aussprechen. Einfach weil ich auf mich selbst acht gebe aus der Erkenntnis, wenn ich zu schnell Laufe falle ich schneller hin und tu mir weh. Wenn ich mich überfordere wie in der vorausgegangenen Geschichte, Brüllen die Innere Glaubenssätze umso lauter und tun noch mehr weh! Außerdem ich durfte mich nicht scheuen, mit anderen darüber zu sprechen oder Unterstützung zu suchen. Rede Über deine Grenzen und du wirst merken das es anderen ähnlich geht. Vielleicht in anderen Bereichen! Ich lag einmal einem Menschen auf einer Party heulend in den Armen, weil wir dieselben schmerzhaften Glaubenssätze in diesem Moment hatten. Danach hatten wir eine schöne gemeinsame Zeit!
Zweitens durfte ich lernen auf meine Mitmenschen und Reisegefährten zu achten. Ich fragte regelmäßig nach ihrem Befinden und ihrer Reise, um sicherzustellen, dass auch sie bei sich waren und ihre eigenen Bedürfnisse respektiert wurden. Denn alleine oder mit Menschen, die ihre Grenzen missachten macht ein Swingerclub einfach keinen Spaß!
Drittens musste ich die Grenzen der anderen Menschen achten. Ein “Stop”, ein “Nein” oder ähnliches musste unbedingt beachtet werden. Denn ich wusste aus eigener Erfahrung, wie aufregend dieser Raum sein konnte und wie schwer es manchmal war, ein “Stop!” ein „das ist mir gerade zuviel!“ oder auch ein „das will ich nicht!“ auszusprechen. Respekt vor den Grenzen anderer war daher nicht nur von größter Bedeutung, sondern darf mit Respekt und Wohlwollen vor dieser inneren Leistung bewundert werden. Feiert eine Party bei jedem Nein, das ausgesprochen wurde! Denn dahinter steckt aus meiner Sicht eine Mega Leistung!
Ein Swingerclubbesuch war für mich nicht nur ein Besuch eines bestimmten Ortes, dem wir ganz viele Bedeutungen geben. Bspw. Ort all unserer Wünsche und Träume… Sondern ein Swingerclub ist für mich eine Einladung zur persönlichen Weiterentwicklung. Ich durfte lernen, meine Grenzen zu spüren, aber auch zu akzeptieren, dass Fehler passieren können und dass ich daraus lernen konnte. Es war eine Reise, die mich dazu brachte, mutig zu sein, aber auch achtsam und respektvoll – mir selbst und anderen gegenüber.