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Rausch war gestern – heute fühl ich alles

22. Mai 2025
Ingo
Gesundheit & Wohlbefinden

Rausch war gestern – heute fühl ich alles

Als ich das erste Mal auf einer sexpositiven Party war, fühlte sich alles riesig an. So viele Menschen, so viel Nähe, so viele neue soziale Codes. Ich wollte dazugehören. Cool wirken. Souverän. Sexy. Aber innerlich war ich nervös, überfordert, unsicher.

Also tat ich, was viele tun: Ich griff zu Drogen. Ein bisschen Alkohol, ein bisschen XYZ – es half. Plötzlich war ich entspannter, offener, hatte das Gefühl, mich im Griff zu haben. Für den Moment funktionierte es. Ich fühlte mich, als hätte ich das Spiel verstanden.

Doch mit der Zeit kam die Ernüchterung. Diese Souveränität war eine Illusion. Unter dem Einfluss war ich nicht wirklich bei mir. Ich spürte meine Grenzen weniger. Ich nahm die Signale meines Gegenübers nicht mehr klar wahr. Ich sagte Ja, obwohl ich innerlich Nein meinte. Und das hinterließ Spuren – nicht nur in meinem Kopf, sondern auch in meinem Körper. Da war plötzlich diese stille Angst. Dieses Gefühl: Irgendwas ist nicht ganz okay gelaufen.

Sexpositive Partys sind für mich heute vor allem eines: ein komplexes soziales Feld. Es geht um Begegnung, um Kommunikation, um ein Miteinander, das auf gegenseitigem Respekt, Achtsamkeit und Werten basiert. Dafür brauche ich alles, was ich an Empathie zur Verfügung habe. Alles, was ich über Konsens, Grenzen und Körpersprache gelernt habe.

Aber genau das wird durch Drogen vernebelt. Alkohol zum Beispiel lässt uns Körpersignale schlechter erkennen. Grenzen verschwimmen. Unsere Werte, die wir vielleicht im Kopf haben, können wir im Moment nicht mehr spüren oder vertreten. Und so entsteht eine Atmosphäre, die sich nicht mehr sicher anfühlt – weder für mich noch für andere. Eine Atmosphäre, in der die Verbindung fehlt.

Das war mein Wendepunkt. Ich habe angefangen, weniger zu konsumieren. Erst zögerlich, dann bewusst. Die erste Party nüchtern war intensiv. Ich war aufgeregt, nervös – aber auch wach. Ich habe wieder angefangen, wirklich zu spüren. Ehrlich zu kommunizieren. Klar Ja oder Nein zu sagen. Mich nicht nur durch den Abend zu treiben, sondern aktiv dabei zu sein.

Heute bin ich drogenfrei. Und das, was ich damals so sehr gesucht habe – echte Souveränität – habe ich jetzt gefunden. Nicht durch Dämpfung, sondern durch Präsenz. Ich fühle mich frei, verbunden, sicher. Und das sagen auch andere. Freund*innen meinen mittlerweile: „Du bewegst dich wie ein Fisch im Wasser.“

Und das Wichtigste: Ich habe gelernt, mir selbst zu vertrauen – genau so, wie ich bin.
Mit meinem Körper, mit meinen Gefühlen, mit meiner Geschichte.

Du bist auch nüchtern genau richtig.
Dein Körper ist gut so, wie er ist. Deine Vielfalt ist Teil dieser Welt – und bereichert sie.
Und durch dein Verhalten, durch deine Klarheit, deine Achtsamkeit, deine Empathie gestaltest du aktiv mit.
Du hilfst, Räume zu schaffen, die sicher, liebevoll und echt sind.

Räume, in denen Konsens zählt. In denen Vielfalt gefeiert wird. Und in denen wir wirklich wir selbst sein dürfen.

Und: Du musst diesen Weg nicht alleine gehen.
Sprich mit Menschen in deinem Umfeld – darüber, wie du dich fühlst, was das alles mit dir macht, an welchen Punkten du dich gerade entwickelst, was du erkunden willst oder was dich vielleicht auch überfordert.

Wir als Community bieten gemeinsame Ausflüge zu sexpositiven Partys an – als Gruppe, unter vertrauten Menschen. Damit wir gemeinsam lernen können, mit unseren Emotionen, Grenzen und Bedürfnissen in diesem intensiven Umfeld umzugehen.

Und wenn du merkst, dass da Themen sind, die du lieber persönlich besprechen möchtest: Ich (Mail an Ingo) bin auch als Coach für dich da. In einem 1:1 Gespräch – ganz in Ruhe, auf Augenhöhe – schauen wir gemeinsam, was du brauchst, um deinen eigenen Weg zu gehen.

Du bist nicht allein. Und du bist genau richtig.

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Maximal 4 Mails im Monat – etwa eine pro Woche, versprochen!

Autor*in

Ingo

Ingo (er/ihm) ist der Initiator der 6+ Community in Stuttgart. In Berlin erlebte er sexpositive Räume, in denen selbstbewusste, selbstwirksame und raumbewusste Personen lebten, die die Vielfalt der Menschen vollständig akzeptierten. Diese Räume zeichneten sich dadurch aus, dass das Setzen von Grenzen und das Akzeptieren eines "Nein" mit Leichtigkeit und in einer Atmosphäre der Unbeschwertheit geschah. Diese Basis schuf eine spürbare Sicherheit für alle Beteiligten. Diese Sicherheit ermöglichte es, dass aus den übereinstimmenden Bedürfnissen und Wünschen von zwei oder mehr Personen Situationen entstanden, die die schönsten zwischenmenschlichen Aktivitäten beinhalteten. Diese Aktivitäten konnten die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Menschen stillen und trugen zu einer glücklichen, entspannenden Atmosphäre bei, die zum Reflektieren, Ausprobieren neuer Dinge, voneinander Lernen und einfach nur Sein einlud. Aus dieser Erfahrung und unter Beibehaltung der Leichtigkeit und des sicheren Raumes speist sich seine Vision für die sexpositive Community. Diese soll eine bunte Vielfalt von Menschen beherbergen, die aus ihren unterschiedlichen Lebensrealitäten voneinander lernen. So soll eine Community entstehen, in der verschiedene Kinks, Vorlieben, Identitäten und Gruppierungen nebeneinander existieren und Schnittmengen bilden können. Diese Einheit soll auf dem geteilten Menschenbild der feministischen Sexpositivität basieren.

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