Bedanken statt Bedenken

17. Juli 2025
Ingo
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Bedanken statt Bedenken Warum ein Nein so wichtig ist wie ein Ja

SexPositive Partys sind aufregend.
Du meldest dich an, weil du neugierig bist.
Weil dich Körper, Lust und Begegnung interessieren.
Weil du vielleicht schon lange davon träumst, dich frei und ohne Scham zu erleben – im Zuschauen, im Mitmachen, im Genießen.
Vielleicht willst du mit anderen in Verbindung kommen, dich zeigen, deine Lust teilen oder einfach in einem Raum sein, wo genau das willkommen ist.

Und dann begegnet dir überall ein Begriff: Konsens.
Es wird über Nein sagen gesprochen, über Grenzen, über Verantwortung.
Vielleicht denkst du:
„Moment mal – geht es hier nicht um Freiheit? Um Lust? Warum klingt das jetzt alles so… kontrolliert?“

Wir verstehen diese Irritation total.
Denn vieles, was wir hier leben wollen, steht im Kontrast zur gesellschaftlichen „Normalität“, in der Begehren oft diffus, übergriffig oder unausgesprochen verläuft.

Aber genau deshalb reden wir über Konsens.
Nicht, weil wir Begegnung bremsen wollen – sondern weil wir sie echt machen wollen.


Konsens bedeutet nicht Kontrolle – sondern Vertrauen

Auf einer SexPositiven Party kommen Menschen mit sehr verschiedenen Geschichten, Wünschen und Grenzen zusammen. Manche sind erfahrener, manche unsicher, manche klar in ihren Bedürfnissen, andere noch am Ausprobieren.

Egal, wo du stehst:
Deine Lust ist willkommen. Deine Fragen sind willkommen. Deine Grenzen sind willkommen.

Damit sich diese Vielfalt gut entfalten kann, braucht es einen Raum, in dem ein Nein sicher gesagt werden kann – ohne Erklärungsdruck, ohne Schuldgefühle.

Und deshalb sagen wir auf unseren Partys:
Bedank dich für ein Nein.

Nicht, weil du Zurückweisung feiern sollst.
Sondern weil ein ehrliches Nein zeigt, dass auch ein Ja möglich ist – frei, bewusst, ganz.


Ein Nein ist keine Ablehnung deiner Person – sondern ein Ja zur eigenen Grenze

Vielleicht traust du dich, jemanden anzusprechen. Vielleicht willst du etwas vorschlagen, eine Berührung, ein Gespräch, einen Moment der Nähe.
Und dann kommt ein Nein.
Das kann erst mal weh tun.
Aber dieses Nein ist nicht gegen dich.
Es ist ein Zeichen dafür, dass die Person sich selbst kennt – und sich ernst nimmt.

Das ist etwas, das wir feiern.
Denn genau so entsteht ein Raum, in dem Menschen sich nicht verpflichtet fühlen, in dem niemand „mitmacht“, nur weil es erwartet wird, und in dem niemand etwas tut, was sich nicht gut anfühlt.


Lust ohne Druck – geht das überhaupt?

Unsere gesellschaftlichen Bilder von Sexualität sind oft verkürzt:
Starkes Begehren = sexy.
Zögern = unsicher.
Grenzen setzen = unattraktiv.
Konsens? Klingt nach Buzzword oder Vorschrift.

Doch in Wirklichkeit ist es umgekehrt:
Ein echtes Ja kann nur dann entstehen, wenn ein Nein sicher möglich ist.
Wenn ich weiß, dass mein Gegenüber auch Nein sagen darf, kann ich dem Ja vertrauen. Dann ist es nicht höflich, nicht gezwungen, nicht halbherzig – sondern ein Geschenk.

Und genau das macht eine Begegnung magisch.
Wenn sich zwei Menschen wirklich begegnen – freiwillig, wach, mit offenem Herzen und Körper.


Ein Raum für alle – mit Klarheit und Menschlichkeit

SexPositive Räume sind keine Utopien.
Auch hier gibt es Unsicherheiten, Ängste, Missverständnisse. Viele von uns bringen Prägungen mit, die schwer loszulassen sind: Angst vor Ablehnung, schlechtes Gewissen beim Grenzen setzen, die Sorge, nicht „locker genug“ zu sein.

Deshalb sagen wir:
Deine Fragen sind willkommen.
Du musst nicht „schon alles wissen“, du musst nicht „so weit sein“.
Deine Unsicherheit ist kein Outing – sondern ein Teil des Prozesses, den wir alle gemeinsam gehen.


Was bleibt?

SexPositive Räume leben davon, dass wir gemeinsam Verantwortung übernehmen. Für unsere Lust. Für unsere Grenzen. Und füreinander.

Ein Nein ist kein Hindernis – es ist ein Zeichen von Klarheit.
Ein echtes Ja fühlt sich sicher an, intensiv, lebendig.
Und genau das wünschen wir uns: Begegnungen, die freiwillig, bewusst und voller Freude geschehen.

Also ja: Bedank dich für ein Nein.
Denn es öffnet den Raum für das schönste Ja.


Wenn du Fragen oder Gedanken dazu hast – bring sie mit.
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Autor*in

Ingo

Ich bin Ingo (er/ihm) und Initiator der 6+ Community in Stuttgart. Die Idee dazu entstand aus meinen eigenen Erfahrungen: In Berlin habe ich sexpositive Räume kennengelernt, in denen Menschen auf selbstbewusste, raumbewusste und respektvolle Weise miteinander umgingen. Besonders beeindruckt hat mich, wie leicht und selbstverständlich dort Grenzen kommuniziert und akzeptiert wurden – ein „Nein“ war kein Bruch, sondern Teil eines ehrlichen, achtsamen Miteinanders. Diese Atmosphäre war für mich gleichzeitig leicht, verbindend und sicher. Was ich hier teile, hat keinen wissenschaftlichen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Ich schreibe aus meinem Erleben, nicht aus dem Anspruch, alle Perspektiven oder systematischen Zusammenhänge vollständig durchdrungen zu haben. Mir ist bewusst, dass persönliche Erfahrungen nicht gleichzusetzen sind mit statistischer Evidenz oder universellen Wahrheiten – und trotzdem sind sie echt. Auch dann, wenn sie scheinbar im Widerspruch zu wissenschaftlichen Aussagen stehen. Ich freue mich, wenn du mich auf problematische Verallgemeinerungen hinweist – ich lerne gern dazu. Und gleichzeitig ist es Teil meiner Lebensrealität, dass ich bestimmte Dinge so erlebt habe. Das ist die Basis meiner Arbeit und meines Engagements: Räume zu gestalten, in denen Vielfalt gelebt wird, wo Menschen voneinander lernen, sich ausprobieren und einfach sie selbst sein können. Meine Vision für die sexpositive Community ist kein fertiges Konzept, sondern ein offener Prozess. Inspiriert von einem feministischen, menschenfreundlichen Verständnis von Sexualität – bewusst, einvernehmlich, reflektiert. Dabei geht es für mich nicht nur um Freiheit, sondern auch um Verantwortung: für sich selbst, füreinander und für die Räume, die wir gemeinsam schaffen.

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